Was die Arbeit an Bord von AIDA 
mit meinem Buch zu tun hat

Meinen Werdegang habe ich von Anfang an sehr akribisch geplant. In der zehnten Klasse hab ich für eine Woche ein Praktikum in der Lokalredaktion der Schwäbischen Zeitung gemacht – vielleicht kennt sie ja der oder die ein oder andere. Und ab da war mir klar: Ich möchte Redakteurin werden. Punkt.

Seitdem habe ich wie wild darauf hingearbeitet. Ich wusste: ohne Volontariat (eine journalistische Ausbildung) wird es  schwer einen Job in einer Redaktion zu bekommen. Ein Volontariat bekommt man vor allem dann, wenn man bereits einiges an praktischer Erfahrung vorweisen kann und studiert hat (natürlich gibt es auch andere Wege und Möglichkeiten). Für mich gab es damals aber nur den einen. Ich wollte alles richtig machen. Also habe ich nach dem Abitur für ein halbes Jahr bei der Schwäbischen als Praktikantin gearbeitet  und durfte dort sehr viele Artikel schreiben - in den verschiedensten Bereichen. Nachrichten, Portraits, Interviews, Hintergrundgeschichten, Reportagen, Gerichts-Berichte, Werbetexte usw. Diese Arbeit hat mich so erfüllt, dass mein Wunsch immer größer wurde.

Die Jagd nach dem perfekten Lebenslauf

Praktischerweise gibt es nicht DAS Studium, welches man absolvieren muss (es sei denn, man hat den Wunsch in eine Fachredaktion zu gehen). Deswegen entschied ich mich für ein Soziologie Studium mit Beifach Politikwissenschaften an der Universität Mannheim. Eine freie Entscheidung war es jedoch nicht. Ja, ich habe mich nur auf Soziologie-Plätze beworben. Aber ich hatte auch nur zwei Zusagen. In Leipzig und in Mannheim. Die Auswahl war nicht ganz so groß, aber mehr als ausreichend.

Während des Studiums nutzte ich die Semesterferien für Praktika: beim Radiosender SWR4 und beim ZDF in Mainz. Ich wollte in alle Redaktionsbereiche reinschnuppern um ein möglichst breitgefächertes Portfolio aufzubauen. Außerdem schrieb ich für unser Studierendenmagazin und den Mannheimer Morgen. Direkt nach dem Bachelor-Abschluss machte ich  noch ein Praktikum bei einem E-Paper und zog danach nach Hamburg, um dort für sechs Monate in der Redaktion von Markus Lanz zu arbeiten. Alles natürlich nahtlos. Versteht sich von selbst.

Der Traum wird wahr

All diese Qualifikationen machten es mir trotzdem nicht einfach ein Volontariat zu ergattern. Ich habe unzählige Bewerbungen an sämtliche Redaktionen geschickt, von denen ich teilweise vorher nie etwas gehört hatte. Oft gab es nicht mal eine Absage. Es gibt einfach so viele fleißige Bienchen da draußen, die so viel mehr gemacht haben als ich.  So viel mehr praktische Erfahrungen gesammelt haben, für viel renommiertere Redaktionen gearbeitet und dann auch noch top Noten vorzuweisen haben. Da kann ich einfach nicht mithalten. Doch eine Zusage bekam ich tatsächlich. Bei einer freien Fernsehproduktionsgesellschaft in Hamburg.

Dort durfte ich Magazin-Beiträge für Prosieben, Sat1, RTL, ntv und das ZDF umsetzen, war ständig auf Dreh, habe super viele Einblicke in mir bis dahin verborgene Welten bekommen und wusste: das ist MEIN Traumjob. Wenn da nicht die äußeren Umstände gewesen wären, die meine Euphorie deutlich drückten (sehr viel Leistungsdruck, kein Leben neben dem Job, viele Überstunden etc. pp).

Und dann stand ich da: Mein Volontariat in der Tasche. Das Ziel, worauf ich seit neun Jahre hingearbeitet hatte, ist tatsächlich erreicht. Und nun? Was ist mein nächstes Ziel?
Ich weiß es nicht.

Der Wendepunkt

Da ich immer den Traum hatte Reisen und Arbeiten zu verbinden (und weil ich echt mal eine Auszeit gebraucht habe), bewarb ich mich bei AIDA Cruises und stieg wenige Monate später als Redakteur Bordmedien und später als Media Manager an Bord der AIDA Flotte. Zwei Jahre bereiste ich die Welt und hatte meinen Arbeitsplatz an Bord der Passagierschiffe. Ich war dort quasi meine eigene Chefin. Hatte zwar Vorgesetzte, konnte mir meinen Tag aber komplett frei einteilen und musste nach getaner Arbeit bei niemandem Rechenschaft ablegen. Nicht sinnlos weitere Stunden im Büro meine Zeit absitzen, weil ich eben muss. Nein, wenn ich fertig war, bin ich raus. An den Strand auf Antigua, Sightseeing in New York und shoppen in St. Petersburg. Ich habe es geliebt. Diese Selbstbestimmtheit.

Ich konnte endlich mal aufatmen. Meine Gedanken neu sortieren. Meine Jagd nach dem (vermeintlich) perfekten Lebenslauf pausieren. Aber versteht mich nicht falsch: Die Zeit an Bord war teilweise alles andere als entspannt. Ich war schließlich alleine verantwortlich für sämtliche Medien an Bord. Hatte keinen Tag frei, vier Monate 24/7 erreichbar. Aber ich habe es trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – geliebt.

Time for something new
 
Nach der Zeit an Bord arbeitete ich noch 1 ½ Jahre projektbezogen für Fernseh-Produktionen. Merkte aber, dass mir sogar ein Jahresvertrag Bauchschmerzen bereitete. Ich wollte mich nicht so lange an eine Firma binden (ich weiß, andere träumen von einem unbefristeten Vertrag. Für mich gerade wirklich undenkbar). 

Also lies ich meinen letzten Vertrag auslaufen und war ganz froh, dass er Corona bedingt sowieso nicht hätte verlängert werden können. So hatte ich endlich keine Ausreden mehr mich nicht selbstständig zu machen. Als ich dann noch über eine gute Freundin meine erste Auftraggeberin bekam, war die Sache geritzt. Ich mache mich selbstständig! 

Und genau in dieser Umbruchsphase bin ich über Svenjas Buch-Kurs gestolpert. Genau der richtige Zeitpunkt für dieses Abenteuer. Denn, in einer Festanstellung hätte ich keine Zeit für den Kurs gehabt. Die Idee für das Buch wäre (vorerst) eine diffuse geblieben und mir hätte wahrscheinlich noch sehr lange die Motivation und das Selbstvertrauen für dieses große Projekt gefehlt.

So habe ich durch meinen Happy Place – das Meer – ein neues Ziel gefunden, auf das ich hinarbeiten kann: Mein Buch. Darüber bin ich wirklich sehr glücklich.