Von der diffusen Idee zum konkreten Konzept

Von der Idee zum Konzept

Ich fühle mich mit meinen Omas auf eine ganz besondere Art und Weise verbunden. Auf eine Art, die für mich schwer zu greifen und noch schwieriger zu beschreiben ist. Wenn sie sich um mich Sorgen machen, spüre ich die Sorge in mir als wäre es meine eigene. Ich bin sehr empathisch und kann sehr schnell die Emotionen anderer Menschen spüren. So habe ich bereits des Öfteren während einer Zugfahrt plötzlich geweint, weil ich eine emotional aufwühlende Stelle in einem Buch las und auch beim Schauen einer Serie hemmungslos geschluchzt. In diesen Situationen spüre ich zwar auch den Schmerz der Protagonisten, aber es fühlt sich nicht so an als wäre es meiner. Ich spiegle nur das Innere des anderen.

Der Schmerz ist nicht meiner

Doch, wenn meine Oma mir sagt, dass sie sich Sorgen macht um mich, fühlt sich der Schmerz so an als wäre er meiner. Er sitzt tief in meiner Seele und nimmt mein Innerstes komplett ein.

Während meines Soziologie-Studiums las ich regelmäßig über vererbte Traumata und befasste mich auch in der Zeit danach immer mal wieder mit der Thematik. Weil ich in unregelmäßigen Abständen Situationen durchlebte, in denen ich Emotionen spürte, die ihren Ursprung nicht in meiner Biografie haben können. Aber eine solche Intensität haben, so tief in mir sitzen, dass ich das Bedürfnis verspüre ihre Herkunft zu ergründen. So begleitet mich die Thematik bereits einige Jahre, doch ich hatte nie so richtig Zeit mich intensiv damit auseinanderzusetzen.

Bis ich an dem Buch-Workshop von Svenja teilnahm. Der war aufgeteilt in vier Module. Im ersten sollten wir ein Profil für unser Buch erstellen und dort wirklich sehr konkrete Fragen beantworten. Worum soll es gehen? Warum schreibe ich überhaupt das Buch? Wer ist meine Zielgruppe? Wo befindet sich der Leser am Anfang des Buches oder wo am Ende?  Und ich musste auch direkt Titel angeben, die ich mir für mein Buch vorstellen kann. Und das wirklich verrückte war: Ich konnte alle Fragen super schnell beantworten und hatte das Profil innerhalb einer halben Stunde ausgefüllt.

Da wusste ich: Dieses Buch werde ich schreiben!

Meine Idee wurde immer klarer, der Aufbau formte sich in meinem Kopf und ich konnte loslegen mit der Recherche. Mich tiefer in die Wissenschaft der Epigenetik einlesen, weitere Gespräche mit meinen Omas führen und Schritt für Schritt die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufdecken.

Disclaimer:  Was mir aber an dieser Stelle wichtig ist zu sagen: Das Buch wird keine wissenschaftliche Abhandlung. Ich bin weder Biologin noch Psychologin. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Hier geht es vielmehr darum, wie ich erkannt habe, dass die Lebensgeschichte meiner Großmütter, ihr Leid und Schmerz aus früher Kindheit noch heute in mir verankert ist.