Verkopft.
Auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Bücher, die ich bereits gelesen habe aber auch andere, die ich unbedingt noch lesen möchte. Einige behandeln die Wissenschaft der Epigenetik, andere den geschichtlichen Aspekt (die Zeit rund um den 2. Weltkrieg und das Thema Flucht) und andere haben nur im entferntesten etwas mit meinem Projekt zu tun – inspirieren mich aber.
Parallel lese ich wissenschaftliche Beiträge und versinke in der Psyche der Menschen. Bei all der Recherche darf ich nicht anfangen zu sehr zu verkopfen. Ich habe das Bedürfnis so viel wie möglich zu lesen, immer mehr Expertin in dem Themenbereich zu werden.
Aber ich darf mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Schließlich habe ich nicht den Anspruch eine wissenschaftliche Abhandlung zu dem Thema zu schreiben. Es gibt bereits genug brillante Bücher in dem Bereich, geschrieben von Forscherinnen und Forschern und Wissenschaftsjournalist:innen. Ich möchte mich aber auch nicht angreifbar machen. Nicht als Eso-Tante abgestempelt werden, die sich da im stillen Kämmerlein was zusammengereimt hat. Die sich Zusammenhänge zusammenphantasiert, für die es keine wissenschaftliche Basis gibt.
So kommt es, dass ich zu sehr verkopfe und alles in Frage stelle. Dann verliere ich für ein paar Tage das Ziel aus den Augen und schweife gedanklich ab. Verliere mich in Recherchen, die mich nur bedingt weiterbringen. Kaufe mir das nächste Buch, das ich noch unbedingt lesen muss. Und schreibe nicht.
Dabei merke ich immer wieder, dass beim Schreiben alles klarer wird.
Wenn ich erstmal anfange zu tippen, höre ich so schnell nicht mehr auf. Das gibt mir immer wieder die Bestätigung: Du bist auf dem richtigen Weg. Die Struktur, kann ich immer noch ändern. Kann die Textbausteine neu sortieren und in eine andere Reihenfolge bringen. Doch diese müssen zunächst einmal geschrieben werden. Nur dann kann es weitergehen.