Selbstzweifel
Langsam komme ich an den Punkt, an dem ich den ersten Teil meines Manuskripts an Literatur-Agenturen schicken kann, um mich bei ihnen als Autorin zu bewerben. Ich möchte nicht warten bis mein Buch fertig ist und mich dann erst an die Agenturen wenden. Denn, auf sämtlichen Webseiten ist der Hinweis zu finden: Eine Rückmeldung dauert bis zu drei Monate. Wir melden uns auch nur, wenn wir Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Und bitte frag nicht nach, wie der Stand der Dinge ist. Ok.
Und der Gedanke, mein Buch drei Monate fertig in der Schublade zu haben, ohne, dass es weitergeht. Der macht mich jetzt schon fix und fertig. Mit den drei Monaten ist es ja auch nicht getan. FALLS eine Agentur mit mir zusammenarbeiten möchte, wendet diese sich mit meiner Buch-Idee an die Verlage. Auch dieser Bewerbungsprozess dauert wieder eine ganze Weile.
Deswegen möchte ich mich schon jetzt, wo mein Buch noch nicht fertig ist, bewerben. In der Zeit, in der die Agenturen sich meine Leseprobe anschauen, kann ich das Buch fertigstellen. So der Plan.
Mein Problem gerade: Ich schiebe die Bewerbung an die Agenturen immer weiter auf.
Ich habe bereits eine Liste erstellt von Agenturen, die ich anschreiben möchte – mit einer genauen Reihenfolge. Habe schon Infos recherchiert zu den Agenturen (welche Autoren vertreten sie, welche Genres, warum passe ich zu der Agentur). Habe sogar schon Anschreiben und Exposé fertig (dazu ein andermal mehr). Ich muss „nur noch“ meine Leseprobe fertigstellen. Doch davor drücke ich mich nun seit einigen Wochen.
Denn, je öfter ich mich mit dem 1. Teil meines Buches beschäftige, je näher der Zeitpunkt rückt, an dem ich ihn rausschicken möchte, desto wenige gefällt mir das Geschriebene.
Ich hinterfrage gerade alles.
Will das überhaupt jemand lesen? Wen interessiert das schon? Versteht man mein Anliegen? Macht die Struktur Sinn? Ist mein Schreibstil passend? Schwafle ich zu viel oder zu wenig? Irgendwie finde ich gerade alles kacke und stelle mein gesamtes Können in Frage. Dabei fand ich meine ersten 50 Seiten nach dem ersten Lesen wirklich super. Ich war total überrascht von mir, dass ich doch so gut schreiben und ich tatsächlich ein Buch verfassen kann. Sorry, Eigenlob stinkt. I know. Aber muss auch mal sein. Naja und jetzt, nach dem 2. und 3. Mal lesen finde ich einfach alles ätzend.
Meine sehr gute Freundin Andrea, die nächstes Jahr ihr erstes Buch rausbringt – oh mein Gott, ich bin so unfassbar stolz auf sie. Das hat sie einfach während ihres Full-Time-Jobs, in der Bahn, auf dem Weg zur Arbeit und nachts geschrieben. Naja, Andrea kennt meine Lage und hat mir geraten: Leg das Buch jetzt endlich weg und schick es raus!
Das habe ich noch nicht gemacht, sorry Andrea. Aber, ich habe es einer anderen Freundin zum Lesen gegeben. Um nochmal Feedback zu bekommen. Das hat mir auch sehr weitergeholfen und ich habe ihre Anregungen eingearbeitet. Jetzt muss nur noch das Vorwort sitzen und dann schicke ich es raus. Wirklich.
(Sollte ich in zwei Wochen noch nicht gepostet haben, dass ich die Bewerbung rausgeschickt habe, darf mir jemand einen freundlichen Arschtritt geben.)